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Dachbegrünung: Vorteile und Nachteile von Gründächern
Gründächer sind nicht nur für Carport-Besitzer eine echte Alternative. Warum? Die Vorteile einer Dachbegrünung übertrumpfen deren Nachteile.
Grüne Dächer kannten wir lange nur von vermoosten Dachpfannen. Und die waren eher ungewollt. Heute werden Gründächer ganz bewusst angelegt. Auf einen strapazierfähigen Aufbau wird ein Teppich aus hartgesottenen Pflanzen gelegt. So muss der Besitzer von begrünten Carports oder Garagen sich kaum um die Pflege des Gründachs kümmern und kann sich in aller Ruhe über die vielen Vorteile freuen. Und die – das verraten wir schon mal – überwiegen die Nachteile einer Dachbegrünung bei weitem.
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Vorteile einer Dachbegrünung
Grün ist gerade sehr angesagt, Pflanzen erobern nicht nur die eigenen vier Wände. Auch die Nachfrage nach bepflanzten Dächern ist in den vergangenen Jahren gewachsen – weil Dachbegrünung zahlreiche Vorteile bietet.
Vorteil 1: Dachbegrünung sieht gut aus
Eine Dachbegrünung sieht einfach klasse aus. Gerade Naturliebhaber genießen den Blick auf ein Dach in unterschiedlichen, lebendigen Grüntönen statt auf Kies, Teerpappe oder Dachpfannen. Besonders, wenn das Dach täglich im Blickfeld ist und ihr zum Beispiel aus dem ersten Stock eures Hauses direkt auf euren Carport oder das Garagendach schaut. Aber auch im Arbeitsumfeld tun Gründächer in Bürokomplexen Auge und Seele gut. Das gilt besonders für echte Dachgärten, die auch begehbar sind.
Vorteil 2: Dämmung im Winter, Hitzeschutz im Sommer
Eine Dachbegrünung wirkt wie eine natürliche Klimaanlage. Im Winter fungiert das Gründach als Wärmedämmung (weshalb man auch eine staatliche KfW-Förderung beantragen kann, siehe unten), während es im Sommer die Hitze draußen hält. Im Vergleich zu einem Kiesdach entweichen bei einem Gründach drei bis zehn Prozent weniger Wärme. Ein effektiver Beitrag zur Energieeinsparung, meint Gunter Mann, Präsident des Bundesverbands GebäudeGrün e.V.
Vorteil 3: Dachbegrünung schützt vor extremen Witterungseinflüssen
Die Dachkonstruktion selbst wird durch die Begrünung vor extremen Witterungseinflüssen wie Hitze, Sturm, Hagel und UV-Strahlung, geschützt. Unterm Strich verlängert das die Lebensdauer eines Dachs um rund zehn Jahre.
Gründach-Experte Gunter Mann spricht sogar von einer doppelt so langen Lebensdauer gegenüber der unbegrünten Variante. Voraussetzung ist, dass Substrat und Dachabdichtung durch eine langlebige Sperrschicht voneinander getrennt bleiben.
Vorteil 4: Gründächer binden Feinstaub
Die Bepflanzung eines grünen Dachs kann Feinstaub binden. Ein Aspekt, der in der Stadtplanung künftig eine größere Rolle spielen sollte. Nach dem Vorbild der niederländischen Stadt Utrecht planen daher auch Münster und Hamburg sogenannte "Beestops", Bushaltehäuschen mit grünem Dach. Sie helfen nicht nur die Feinstaubbelastung zu senken, sie dienen – wie der Name schon verrät – auch Bienen und anderen Insekten als grüner Rastplatz im Großstadtgrau.
Vorteil 5: Gründächer verbessern das Mikroklima
Das in Gründächern gespeicherte Wasser verdunstet nach und nach. Der Effekt: Kühlung und Luftbefeuchtung und damit eine Verbesserung des Umgebungsklimas – eine wohltuende Erfrischung insbesondere in betonlastigen Innenstädten.
Vorteil 6: Dachpflanzen fördern Artenvielfalt
Käfer, Bienen, Schmetterlinge, Fliegen und viele andere Insekten lassen sich auf den grünen Inseln nieder. Sie fördern so die Artenvielfalt in den Städten. 2015 wurden in einer Studie zur Biodiversität die vorhandenen Insektenarten auf zehn extensiven Gründächern registriert. Unter anderem zählten die Forscher 28 Wildbienen- und 13 Wespenarten. Auf intensiven Gründächern, die eine dickere Substratschicht haben, ist der Effekt noch größer, so der Bundesverband GebäudeGrün. Denn dort finden auch trockenheits- und frostempfindliche Arten Unterschlupf. Lest hier, welche Pflanzen zur Gründachbegründung besonders geeignet sind.
Vorteil 7: Gründächer entlasten die Kanalisation
Die Bepflanzung und das Substrat eines Gründachs speichert Regenwasser. Nach und nach wird es dem natürlichen Wasserkreislauf durch Verdunstung wieder zugeführt. Das hat nicht nur einen kühlenden Effekt auf die Luft, es entlastet auch die Kanalisation. Denn bei Starkregen wird das Wasser mit Verzögerung von einem Gründach abgeleitet.
Einige Städte und Gemeinden berechnen für Grundstücke, die ein Gründach nachweisen, weniger Abwassergebühren. Denn in der Summe führen Gründächer zu Einsparungen bei Regenrückhaltebecken sowie in der Rohr- und Kanaldimensionierung, so Gunter Mann.
Vorteil 8: Gründach bietet kostenlose Gartenfläche
Ein Grundstück für einen Garten kostet Geld. Die Nutzung eines Dachs als Garten nicht. Ein starker Vorteil für Investoren, so Gunter Mann von GebäudeGrün, auch das Dach ihres Gebäudes sinnvoll zu nutzen.
Nachteile einer Dachbegrünung
Bevor ihr angesichts der zahlreichen Vorteile von Dachbegrünung sofort loslegt, solltet ihr euch bitte auch mit den Nachteilen befassen:
Nachteil 1: Dachbegrünung erhöht das Risiko von Feuchtigkeitsschäden
Substrat und Pflanzen speichern Wasser. Das soll natürlich nicht in die tragende Dachkonstruktion oder gar ins Haus gelangen. Theoretisch besteht also die Gefahr, dass ein Gründach zu Feuchtigkeitsschäden führt. In der Praxis werden das aber die verwendeten Materialien für den Aufbau eines Gründachs verhindern. Hand- und Heimwerker müssen darauf achten, dass die Dachabdichtung "wurzelfest" ist und die Drainageschichten überschüssiges Regenwasser sicher ableiten.

Nachteil 2: Dachbegrünung verursacht höhere Kosten
Der Aufbau eines Gründachs verursacht häufig höhere Kosten als eine herkömmliche Lösung mit Dachpappe oder Kies. Wie groß sie tatsächlich sind, lässt sich aber nicht verallgemeinern (siehe auch unten "Was kostet eine Dachbegrünung?"). Eine extensive Dachbegrünung ist günstiger als eine intensive Begrünung, bei der auch Bäume, Hecken oder Rasen angelegt werden und die Substratschicht viel dicker ist. Außerdem ist die Anlage eines schrägen Gründachs aufwändiger als bei einem Flachdach.
Nachteil 3: Pflanzen auf dem Dach wollen Pflege
Während ein gut eingewachsenes extensives Gründach relativ pflegeleicht ist, braucht ihr für eine intensive Begrünung ebenso viel Zeit wie für einen Garten. Es liegt aber bei euch, ob ihr das wirklich als Nachteil sehen wollt. Schließlich entscheidet man sich ja in der Regel für diese Art Dachbegrünung, weil man das Dach ähnlich einem Garten nutzen will. Die Arbeit in eurer luftigen Oase ist dann eher Freizeit als Stress.
Was kostet eine Dachbegrünung?
Im Heimwerkerbereich geht es in der Regel nicht um Dachgärten, sondern eher um die Extensivbegrünung eines Carports, eines Garagen- oder Vordachs. Gründachexperte Gunter Mann nennt als Beispiel Paketlösungen, die jeder in einschlägigen Online-Shops bestellen kann. Von der Wurzelsperre über das passende Substrat für die Dachbegrünung bis zu den Pflanzen selbst ist darin schon alles enthalten. "Der Quadratmeterpreis liegt hierbei bei etwa 40 Euro. Je größer die zu begrünende Fläche, desto günstiger wird es", sagt Mann.
Unser Tipp: Erkundigt euch auch bei eurer Kommune. Einige Gemeinden wie beispielsweise Hamburg bezuschussen Entsiegelungsmaßnahmen durch grüne Dächer. Wenn ihr eine Dachbegrünung plant, könnt ihr euch auch um ein KfW-Förderprogramm bemühen. Im Rahmen des KfW-Programms "Energieeffizient Sanieren" kann Dachbegrünung als Maßnahme zur "Wärmedämmung von Dachflächen" gefördert werden. Wichtig ist, dass ihr den Antrag vor Beginn der Arbeiten stellt.