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„Es mangelt in Stuttgart nicht an guten Ideen.“
Gemeinsam mehr bewegen. Zum Beispiel mehr lokale Vielfalt. Ina Hiller gründete mit Unterstützung der Volksbank Stuttgart einen Concept Store für Naturkosmetik.
Ina Hiller studierte Kommunikationswissenschaften, arbeitete anschließend im Verlagswesen und bei Speick Naturkosmetik, bevor sie sich mit dem Pretty Good Concept Store selbstständig machte. Die Marken, die sie in ihrem Laden am Schlossplatz anbietet, sind frei von schädlichen Inhaltsstoffen und Tierversuchen, zudem nachhaltig verpackt und trotzdem stylisch. Was Ina außerdem am Herzen liegt, ist der Support von lokalen Newcomer-Brands. Sie selbst bezeichnet sich als Naturkosmetik-Nerd. Zudem liebt sie es, Menschen in Sachen Pflege und Kosmetik zu beraten.
Frau Hiller, Sie betreiben seit Mitte letzten Jahres am Schlossplatz in Stuttgart einen Concept Store für Clean Beauty Produkte, also für Naturkosmetik und Kosmetik ohne schädliche Inhaltsstoffe. Zuvor waren Sie Produktmanagerin bei einer bekannten Naturkosmetik-Marke. Wie ist es, seinen eigenen Laden zu betreiben? Davon träumen schließlich viele Menschen.
Das stimmt! Auch in meinem Fall war es ein Traum beziehungsweise ein Gedanke, der mich begleitet, seit ich mich mit dem Thema Naturkosmetik beschäftige. Nun stehe ich tatsächlich in meinem eigenen Laden, acht Stunden am Tag, fünf Tage die Woche. Dazwischen bestelle und teste ich Produkte, organisiere Workshops und Events, kümmere mich um die Social-Media-Kanäle und mache die Buchhaltung. Es ist spannend, ich kann alles selbst entscheiden und gestalten, aber es ist ein Full-Time-Job.
Wie kamen Sie zu dem Thema Naturkosmetik?
Aus eigener, positiver Erfahrung. Mit Ende Zwanzig bekam ich eine hormonell bedingte Akne. Daraufhin habe ich sehr viel ausprobiert an konventionellen Produkten. Wirklich geholfen hat mir am Ende ein Clean Beauty Produkt. So wurde ich zur Überzeugungstäterin und bin auf Naturkosmetik umgestiegen. Ich konnte meine Lieblingsmarken jedoch nie testen, ich musste sie in der Regel online bestellen. Das führte zu etlichen Fehlkäufen, vor allem beiLippenstiften und Düften. In Stuttgart waren zum damaligen Zeitpunkt zwar die bekannten Marken präsent, überwiegend in Bioläden und Reformhäusern, aber gerade die jungen und nachhaltigen Labels gab es oft nur in Berlin oder Hamburg stationär zu kaufen.
„Ich wollte in Stuttgart einen Ort schaffen, der mir gefehlt hat.“
Sie haben eine Marktlücke erkannt, so entstand die Idee für den Pretty Good Concept Store?
Genau. Ich wollte in Stuttgart einen Ort schaffen, der mir gefehlt hat. Ein Geschäft für nachhaltige Kosmetik, in dem ich gut beraten werde und in Ruhe verschiedene Produkte testen kann. Bereits 2017 hatte ich mich für eine Fläche im Fluxus beworben. Mein Konzept kam gut an, aber es war noch zu früh. Also beschloss ich, einen Zwischenschritt einzulegen. Ich ging zu Speick Naturkosmetik und war dort für ein paar Jahre im Marketing und Produktmanagement tätig. Es war ein spannender und vielfältiger Job, aber der Plan vom eigenen Clean Beauty Store hat mich nie ganz losgelassen. Ich wusste, ich würde mich ärgern, wenn es jemand anderes macht.
Wie sahen die Etappen bis zur Eröffnung aus?
Vom Entschluss bis zur Eröffnung dauerte es über zwei Jahre. Zunächst einmal durchkreuzte Corona meine Pläne und sorgte für Verzögerung. Auch die Suche nach einer geeigneten Ladenfläche erwies sich als schwierig. Es gibt in Stuttgart viele schöne Flächen, aber sie sind schlichtweg nicht bezahlbar. Was die Finanzierung angeht, hatte ich mehr Glück. Die Volksbank Stuttgart unterstützt gezielt Gründerinnen und Gründer, mit einer eigens dafür ins Leben gerufenen Gründerbank. Sie fanden das Konzept spannend und haben den Kredit schnell und unkompliziert genehmigt. Die Tatsache, dass ich nicht über eine betriebswirtschaftliche Ausbildung verfüge, war kein Grund, den Antrag abzulehnen.
Ein Ort zum Wohlfühlen: im Pretty Good Concept Store von Gründerin Ina Hiller dreht sich alles um Clean Beauty Produkte.

„Die Volksbank Stuttgart unterstützt mit der Gründerbank gezielt Vorhaben wie meines.“
Was sagt die Einzelhändlerin: Ist Stuttgart eine gute Shoppingstadt?
Rein topografisch ist Stuttgart eine hervorragende Einkaufsstadt. Allein der Schloßplatz als Zentrum bietet eine wunderschöne Kulisse. Das ist etwas Besonderes. Die Einkaufsvielfalt dagegen ist nicht so abwechslungsreich. Es überwiegen die großen Ketten und Markenstores. Kleine Läden haben es eher schwer. Trotzdem finde ich, es tut sich wieder etwas. Immer wieder stehen PopUp-Stores zur Verfügung, in denen sich kleine Labels ausprobieren können. Aktuell hat die Stadt das Zwischennutzungs-Projekt „Brycke“ eingerichtet. Das sind genau die Konzepte, die wir brauchen, um wieder mehr Vielfalt zu ermöglichen. Es mangelt nicht an guten Ideen. Es sind die hohen Mieten, die viele Gründungsvorhaben bereits im Keim ersticken.
Was würden Sie sich wünschen?
Mir fehlen mehr Aufenthaltsmöglichkeiten im öffentlichen Raum, ohne dass man ein Café oder Restaurant aufsuchen muss. Ich denke da beispielsweise an die Enzis im MuseumsQuartier in Wien. Das sind Orte für ein entspanntes Miteinander, im Herzen der Stadt. Dafür gäbe es in Stuttgart auch viele Möglichkeiten.