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„Der Schlossplatz ist die Wohnküche der Stadt.“
Pia Nowotny, Inhaberin des Martha’s, liebt gutes Essen und ihre Stadt. Deshalb engagiert sich die Gastronomin auf verschiedenen Ebenen für mehr Vielfalt in Stuttgart.
Vor 13 Jahren hängte Pia Nowotny ihren guten bezahlten Job an den Nagel und machte ihre Leidenschaft zum Beruf: das Kochen. Sie gründete das Martha’s – einen Slow-Food-Imbiss mit regionalen, hochwertigen Produkten. Dieser befindet sich im Herzen von Stuttgart, im Königsbau. Zudem bewirtschaftet sie mit ihrem Team eine Terrasse auf dem Schlossplatz sowie einen Stand auf dem Wochenmarkt. Und sie bietet ein Catering an.
Frau Nowotny, Sie haben vor 13 Jahren einen gut bezahlten Job aufgegeben und sich als Gastronomin selbstständig gemacht. War das eine Bauchentscheidung oder von langer Hand vorbereitet?
Von beidem etwas. Ich trug den Wunsch, das Kochen zum Beruf zu machen, schon lange mit mir herum. Der Entschluss zu kündigen, erfolgte dagegen schnell. Mein damaliger Job bot nicht genügend Spielraum, um Arbeit und Familie unter einen Hut zu bekommen. Daraufhin dachte ich: ‚Jetzt oder nie. Das ist eine gute Gelegenheit, einen Businessplan auszuarbeiten.‘ Mein Sohn war damals zwei Jahre alt, das ließ sich gut vereinbaren. Zudem hatte ich lange im Firmenkundenbereich einer Bank gearbeitet. Ich wusste also, was ich zu tun hatte.
Wie kam es zu der Idee, einen Slow Food-Imbiss zu gründen?
Ich hatte Jahre am Schlossplatz gearbeitet. Jeden Tag stand ich vor dem gleichen Problem: Wo bekomme ich ein schnelles, preisgünstiges und vor allem gutes Mittagessen? Die hochwertige Imbiss-Küche, wie wir sie heute kennen, gab es damals nicht. Das wollte ich ändern. Als Standort kam für mich daher nur die Stuttgarter Innenstadt in Frage, die Wohnküche der Schwabenmetropole. Hier wollte ich kulinarisch etwas bewegen. Martha’s, so die Idee, sollte etwas Herzhaftes auf die Schnelle bieten; aus guten Grundzutaten zubereitet.
„Ich bin niemand, der mittags nur mit einem Joghurt auskommt. Ich möchte mich aber auch nicht immer in ein Restaurant setzen.“
Wenn Sie heute auf der Terrasse von Martha’s stehen und auf den Schlossplatz blicken, was denken Sie? Alles bestens?
Zuallererst: Ich liebe die Kessellage und mittendrin den Schlossplatz. Wenn man sich bewusst umschaut, entdeckt man jede Menge schöner Gebäude: das neue Schloss, das Alte Schloss, die Stiftskirche, das Kunstmuseum – also auch die Verbindung zwischen alter und moderner Architektur. Und gerade, weil ich es so schön finde, ärgere ich mich oft darüber, dass wir diese Besonderheit nicht angemessen nutzen. Initiativen wie das „Genussplätzle“ auf dem kleinen Schlossplatz werden nach einem Jahr aufgrund irgendeiner Richtlinie wieder eingestellt. Stattdessen haben wir fast jeden Samstag eine Demonstration vor der Haustür, die uns Einzelhändler und Gastronomen nicht selten die Hälfte des Umsatzes kostet. Kleine Läden haben es aufgrund der hohen Mieten ohnehin sehr schwer.
Wie könnte man in Stuttgarts Innenstadt für mehr Vielfalt sorgen?
Über ein Patentrezept verfüge ich leider auch nicht. Was die hohen Mieten angeht, sind der Stadt auf kommunaler Ebene die Hände gebunden, es sei denn, es handelt sich um städtische Immobilien, das sind jedoch die wenigsten. In Sachen Demonstrationen könnte die Verwaltung aktiver werden.
Pia Nowotny betreibt den Slow Food-Imbiss Martha’s im Königsbau in Stuttgart. Dort verkauft sie nur, was sie selbst gerne isst und trinkt.

Wir brauchen eine Lösung zwischen Versammlungsfreiheit auf der einen Seite und Existenzsicherung auf der anderen. Und in Sachen Förderprogrammen für Startups und Familienunternehmen ist auch noch Spielraum. Ich selbst engagiere mich in verschiedenen Gremien für eine lebendige und vielseitige Stadt. Beim Deutschen Hotel- und Gaststättenverband und im Tourismusausschuss der IHK Stuttgart beispielsweise. Verbandsarbeit ist manchmal zäh, aber es ist eine Möglichkeit, auf die Politik Einfluss zu nehmen, und die nutze ich. Es ist eine Form der Mitsprache.
„Genossenschaftsbanken sind Partner auf Augenhöhe. Hier sitze ich jemandem gegenüber, der mit mir an einem Strang zieht.“
Und was kann eine Bank in puncto Vielfalt leisten?
Auch eine Bank kann Hürden reduzieren. Es ist verrückt, wie viele Normen und Vorschriften Sie als Unternehmerin oder Unternehmer erfüllen müssen. Hier noch eine Unterlage, dort noch eine Bestätigung. Selbst ich, die ich vom Fach bin, war bei der Gründung manchmal kurz vor dem Verzweifeln. Und je anonymer Sie als Bankkunde sind, desto schwieriger wird es. Das ist einer der Gründe, weshalb ich Mitglied der Volksbank Stuttgart bin. Hier fühle ich mich als Partner auf Augenhöhe und sitze jemandem gegenüber, der mich versteht und der bereit ist, mit mir an einem Strang zu ziehen. Insgesamt würde ich mir von den Banken mehr Mut und Risikobereitschaft wünschen, auch ungewöhnliche Gründungsvorhaben zu begleiten. Eine Stadt ist lebenswert, wenn sie sich an den Bedürfnissen der Menschen orientiert. Deshalb ist es so wichtig, Gründerinnen und Gründer vor Ort zu unterstützen, denn sie haben in der Regel einen lokalen Bedarf erkannt.