Die Anschaffung oder der Verkauf einer Immobilie ist immer ein großer Schritt und sollte gut überlegt sein. Egal, ob es um das neue Eigenheim für die Familie, die altersgerechte Wohnung oder eine Kapitalanlage geht: Wir begleiten und unterstützen Sie bei Ihren Überlegungen und Entscheidungen.
Wie sind die aktuellen Entwicklungen und Trends auf dem Immobilienmarkt? Welche Tipps und Tricks sollten Sie beim Kauf und Verkauf Ihrer Immobilie im Hinterkopf behalten? Antworten auf diese Fragen und weitere Informationen gibt Maximilian Drobac, Bereichsdirektor Private Banking und einer der Geschäftsführer der Volksbank Stuttgart Immobilien GmbH.
Wie viel ist meine Immobilie wert und wohin geht der Trend?

Seit mehr als zehn Jahren gab es bei den Immobilienpreisen nur einen Weg – steil nach oben. Dieser Anstieg lag an der enorm hohen Nachfrage. Aus verschiedenen Gründen kommt diese aber ins Stocken. Erstmals sind in ländlicheren Gebieten sogar Preisrückgänge zu verzeichnen, die den Zuzug aufs Land weiter begünstigen, der bereits während der Corona-Pandemie zugenommen hat. Aber auch in der Stadt wird es mittel- bis langfristig Veränderungen geben. Aktuell steigen die Preise nur noch langsam.
Auch wenn die Nachfrage sinkt, liegt sie nach wie vor über dem Immobilienangebot. Also muss man weiterhin mit Geduld auf die Suche gehen. Wer künftig neu bauen möchte und einen Bankkredit zur Finanzierung benötigt, sollte jedoch mit höheren Kosten kalkulieren. Das liegt zum einen daran, dass die Zinsen für Baudarlehen im Laufe des Jahres rapide angestiegen sind – von einem historischen Niedrigzinssatz von unter einem Prozent auf bis zu über vier Prozent. Zum anderen sind Bau- oder Umbaumaßnahmen nicht sicher planbar.
Dazu verringern die Inflation sowie die drohende Rezession in 2023 die Kaufkraft potenzieller
Kundinnen und Kunden und sorgen für Ungewissheit. Vor allem für die Mehrheit der Bevölkerung mit wenig Eigenkapital, die also einen Großteil der Immobilie über Kredite finanzieren, wird es dadurch deutlich schwerer, sich den Traum vom Eigenheim zu erfüllen. Darüber hinaus kämpft die Immobilienbranche auch mit den Folgen der Corona-Pandemie und des Krieges in der Ukraine. Lieferkettenprobleme und hohe Energiekosten sorgen für explodierende Baukosten und schlechte Planbarkeit, sowohl bei Neubauten als auch bei Umbaumaßnahmen wie Renovierungen oder Sanierungen.
Ja – wenn gewisse Voraussetzungen gegeben sind. Denn wer sein Geld aktuell nur auf dem Konto liegen lässt, macht durch die Inflation Verluste und das Geld wird mit der Zeit weniger. Für Kapitalanleger ist eine Immobilie daher eine gute Möglichkeit, Kapital zu binden und vor der Inflation zu schützen. So bleibt der Wert des Geldes weitgehend erhalten und im besten Fall wirft die Immobilie eine kleine Rendite ab. Auch für handwerklich begabte und begeisterte Menschen kann es sich lohnen, eine unsanierte Immobilie günstig zu erwerben und diese dann selbst wieder herzurichten. Im Endeffekt gibt es aber kein Patentrezept, und man muss immer Einzelfallentscheidungen treffen – unter Berücksichtigung der persönlichen Situation und dem Umfeld. Klar ist: Für die meisten Menschen sind die eigenen vier Wände nach wie vor das wichtigste Ziel – und nicht zuletzt Bestandteil ihrer Altersvorsorge.
Der Immobilienmarkt reagiert träge. Daher ist kurzfristig keinesfalls mit extremen Preiseinbrüchen zu rechnen. Das heißt, dass sich voraussichtlich auch die nächsten sechs bis zwölf Monate die Preise auf ähnlich hohem Niveau halten werden. Wer also eine Immobilie verkaufen will, kann noch mit sehr guten Preisen rechnen. Gegebenenfalls wird für die Vermarktung allerdings mehr Zeit benötigt und potenzielle Käufer könnten versuchen, den Preis stärker zu ihren Gunsten zu verhandeln. Am einfachsten kann man diese Unannehmlichkeiten umgehen, indem man einen erfahrenen und sachkundigen Makler engagiert.
Natürlich kann niemand in die Zukunft schauen. Allerdings ist auf absehbare Zeit nicht damit zu rechnen, dass die Zinsen für Baudarlehen wieder deutlich fallen. Außerdem werden besonders durch die Inflation und Rezession die niedrig- und mittelpreisigen Angebote weiterhin sehr gefragt sein. Meiner Meinung nach wird die Nachfrage nach extrem hochpreisigen Angeboten eher sinken. Das gilt auch fürs Mietsegment.
Wer daran interessiert ist, eine Immobilie zu kaufen oder verkaufen, sollte natürlich die Marktentwicklung im Blick behalten. Dazu empfiehlt es sich, zusätzlich Kontakt mit dem Bank- und/oder Vermögensberater zu halten und eventuelle Entwicklungen sowie Möglichkeiten und Risiken einer Investition zu besprechen. Unser jährlicher Wohnmarktbericht für den Raum Stuttgart und für den Rems-Murr-Kreis ist dafür eine sehr gute erste Informationsquelle.