Das große Versprechen

Mit wenigen Mausklicks Millionen verdienen – betrügerische Anlage-Plattformen im Internet locken mit dem schnellen Geld. Immer mehr Menschen werden Opfer von Trading-Betrug.

Der Gedanke, über Nacht reich zu werden, übt seit jeher eine Faszination auf die Menschen aus. In fast allen Kulturen und Epochen. Ob es der Lottogewinn ist, die sprudelnde Ölquelle, die verstorbene Tante in Amerika – unsere Geschichten sind voll vom plötzlichen Geldsegen, der alle Probleme in Wohlgefallen auflöst.

Was früher an ein Wunder grenzte, scheint heute zum Greifen nah: Im Prinzip kann jede Person, die über einen Internetzugang verfügt, online ein Depot eröffnen und sogar per Smartphone traden; in fast allen Anlageklassen von Aktien über Währungen bis hin zu Rohstoffen. Der Zugang zu den weltweiten Finanzmärkten war noch nie so einfach. Das ruft zwangsläufig Betrüger auf den Plan.

Und die machen ihre Sache gut: die Fake-Anzeigen werben mit glaubhaften Persönlichkeiten wie Thomas Gottschalk oder Günther Jauch, die Websites sind sehr professionell aufgemacht, die Anrufer wirken kompetent und verstehen es, auf ihre Klientinnen und Klienten einzugehen. Die Masche ist immer dieselbe: Die Betroffenen lassen sich registrieren und legen ein Online-Depot an. Bevor sie echte Summen investieren, dürfen sie mit virtuellem Geld üben. Sie zocken im Demo-Modus, die manipulierte Software weist immer höhere Gewinne aus. Bald darauf erfolgt das erste Angebot von Seiten der Broker-Betrüger: Die erfolgreiche Traderin beziehungsweise der erfolgreiche Trader solle es doch mit echtem Geld versuchen und mit 250 Euro einsteigen. Auch dieses Investment ist erfolgreich. Das Depot füllt sich. Die Anleger werden immer mutiger und erhöhen die Einzahlungsbeträge.

Selbst erfahrene Trader werden nicht misstrauisch

Was das Erkennen des Betrugs erschwert: Die Summen sind keinesfalls aus der Luft gegriffen. Zum einen ermöglicht die Niedrigzinsphase eine bessere Rendite. Zum anderen handelt es sich bei den angebotenen Finanzprodukten um Kryptowährungen (zum Beispiel bitcoin), hochspekulative Derivate (CDFs) und Devisen (Forex).

Da kann es tatsächlich zu hohen Kurssprüngen kommen. Das alles wissen die falschen Broker. Sie spinnen im Hintergrund die Fäden, entscheiden, welche Trades wann wie erfolgreich sind und führen die Nutzerinnen und Nutzer an der Nase herum. Und zwar so geschickt, dass sogar erfahrene Anleger darauf hereinfallen. Die präparierte Software im Hintergrund ist lediglich eine Maske. Auch die Kursverläufe sind unecht.

Das böse Erwachen erfolgt meist bei der Auszahlung. Das Tradingkonto müsse einen Mindestbetrag aufweisen, der höher läge, es gäbe technische Probleme oder es seien vorab Steuern auf die Gewinne zu bezahlen – so vielfältig die Ausreden der Plattformbetreiber auch sind, am Ende haben sie eines gemeinsam: Die Anlegerinnen und Anleger kommen nicht an ihr Geld – weder an die Einzahlungen noch an den Gewinn, der ohnehin fiktiv ist.

Die Überweisungen liegen meist zu lange zurück, als dass ein Rückruf bei der Bank irgendeine Aussicht auf Erfolg hätte. Die Gelder sind längst über diverse Geldwäsche-Netzwerke auf den Konten der Täter gelandet, irgendwo im osteuropäischen oder asiatischen Raum. Weder die Zahlungen noch die Rufnummern lassen sich zurückverfolgen. Die Websites werden anonym gehostet.

Das Geld ist unwiderruflich weg

Was bleibt, ist der Gang zur Polizei. Auch wenn der eigene Schaden nicht wieder gut zu machen ist, so kann jede und jeder Betroffene dazu beitragen, dass die im Hintergrund agierenden Netzwerke entdeckt werden. Doch die wahrscheinlich wirksamste Waffe im Kampf gegen Trading-Betrug ist die klassische Aufklärungsarbeit. Je mehr die Menschen über die Methoden wissen, desto weniger fallen sie auf die betrügerischen Angebote herein.

Generell gilt: Wer sich nicht sicher ist, lässt besser die Finger weg. Informieren Sie sich vorab gründlich, bei wem Sie ein Online-Depot eröffnen.

Wissen schützt: Woran erkennt man unseriöse Online-Broker?

Es gibt einige Hinweise, die darauf hindeuten, dass es sich um einen unseriösen Anbieter handelt:

  • Ein wichtiges Indiz: das Impressum auf der Website. Entweder gibt es gar keines oder es lokalisiert den Firmeninhaber in einem Steuerparadies.
  • Es fehlt die Handelslizenz bei der staatlichen Aufsichtsbehörde, zum Beispiel der BaFin.
  • Es sind keinerlei Risikohinweise zu finden. CFD-Broker müssen mittlerweile verpflichtend offenlegen, wie viele Privatanlegerkonten im Minus sind.
  • Die Betrüger verwenden neben den gängigen Zahlungsmethoden wie beispielsweise PayPal oder SEPA-Überweisungen auch die Möglichkeit, sich das Geld per Western Union oder Paysafecards ins Ausland transferieren zu lassen.
  • Die Betrüger verwenden wechselnde Rufnummern, gerne mit fremder oder ausländischer Vorwahl.